Wenn Sie gewerbsmäßig fliegen wollen, benötigen Sie eine Berufspilotenlizenz bzw. ein Commercial Pilot Certificate, wie die Berechtigung in den USA heisst. Was gewerbsmäßig ist, sehen die Amerikaner sehr streng. In den USA reicht der PPL bereits dann nicht mehr aus, wenn der Flug durch Dritte bezahlt wird, der Pilot also gar kein Honorar bekommt. Grundsätzlich darf mit dem PPL nur geflogen werden, wenn der Piloten im Verhältnis zur Anzahl der Insassen an den Kosten beteiligt ist, also z.B. bei vier Insassen 25 % der Kosten trägt. Für alles andere wird der CPL benötigt, im Gegensatz zu Europa auch für jede Form von Lehrtätigkeit. Wie man mit N-registrierten Flugzeugen in Europa legal gewerbsmäßig und nichtgewerbsmäßig fliegt, ist auch in dem Buch "Fliegen in den USA" ausführlich beschrieben.
Den CPL erwerben aber auch viele Privatpiloten "just for fun", die sich nach der PPL- und IFR-Ausbildung noch etwas fliegerisch weiterbilden wollen. Gerade die Amerikaner legen beim CPL sehr großen Wert auf sicheres Fliegen, verschiedene Notverfahren und das Beherrschen des Flugzeuges in ungewöhnlichen Manövern. Von daher ist der CPL für viele auch so etwas wie der "Schleuderkurs des Autofahrers" für Piloten. Das Training macht Spaß, ist in einem 14 tägigen Urlaub zu bewerkstelligen und man lernt einiges dazu.
zum
amerikanischen CPL führen verschiedene Wege:
Part 61 Ausbildung
Wer einen PPL, ein Instrument Rating (IR) und mindestens 240 Stunden Gesamtflugerfahrung hat, macht noch 10 Stunden CPL Ausbildung und legt dann mit 250 Stunden die Prüfung ab. Ohne IR geht es auch, aber dann kommen noch 10 Stunden Basic Instrumentenflugtraining hinzu. Ein CPL ohne IR macht aber wenig Sinn, da man dann gewerbsmäßig keine Überlandflüge machen darf, auch nicht nach Sichtflugbedingungen.
Hinweis:
Für den CPL sind 10 Stunden Ausbildung in einem Complexflugzeug nachzuweisen. Normalerweise wird diese Anforderung gleich mit der CPL-Ausbildung kombiniert und diese in einem Complexflugzeug, wie hier der Beech 23, durchgeführt. Wenn Sie bereits Erfahrung in einem Complex-Flugzeug haben und 10 Stunden mit einem ICAO Lehrer nachweisen können, können Sie die CPL Ausbildung nach Part 61 auch in der preiswerteren PA 28 oder C 172 machen, inkl. Prüfungsflug. Als Ersatz für ein Complexflug wird auch ein TAA (Technical Advanced Airplane) zugelassen. TAA sind Flugzeuge mit Glascockpit gemäß Definition in FAR PArt 61.129(j). Die Cirrus SR 20 und 22 gehören z.B. dazu.
Preisliste vom Januar 2023
Minimalanforderungen nach Part 61 |
Kosten [USD] |
Realistische Anforderungen |
Realistische Kosten [USD] |
10 h Complex Training ca. Flugzeugmuster auf Anfrage |
2.730 | 10 h Complex | 2.730 |
10 h Instrument Training PA 28 oder C 172 *) |
2.450 | 10 h Instrument Training PA 28 | 2.450 |
Alleinflüge | 0 |
5 Stunden Alleinflüge |
860 |
10h flugstundenbegleitender Theorieunterricht | 630 | 10 h flugstundenbegleitender Theorieunterricht | 630 |
Lehrmaterial | 400 | 400 | |
Medical Class II | 250 | 250 | |
Knowledge Exam | 165 | 165 | |
Practical Exam | 800 | 800 | |
Summe ohne IR: | 7.465 |
8.130 |
|
Summe bei vorhandenem IR: | 5.015 | 5.680 | |
SEVIS Fee | 350 | 350 | |
M1-Visum **) | 170 | 170 | |
TSA-Check ***) | 130 | 130 |
Die Amerikaner kennen keine durchgehende Ausbildung vom Fußgänger bis zum CPL, wie wir es in Europa gewohnt sind. Der durchgehenden Ausbildung sehr nahe kommt die Part 141 Ausbildung, wobei aber PPL, IR und CPL in drei Module getrennt sind, die jeweils mit einer eigenen Prüfung und Berechtigung abgeschlossen werden.
Wer das PPL- und IR-Modul absolviert hat kann ohne das Sammeln weiterer Flugstunden sofort in das CPL-Modul einsteigen. Dieses umfasst 120 Flugstunden, davon 55 mit Lehrer. Da die Mindeststunden für das PPL- und IR-Modul jeweils 35 Stunden umfassen, kann die Prüfung nach Part 141 bereits mit 190 Stunden abgelegt werden.
D.h. ein Part 61 Schüler fliegt insgesamt ca. 100 Stunden unter Aufsicht einer Flugschule und sammelt 150 weitere Stunden in Eigenregie. Ein Part 141-Schüler fliegt 190 Stunden unter Aufsicht einer Flugschule, kann dafür aber die CPL-Prüfung 60 Stunden früher ablegen.
Finanziell ist der Vorteil aber meist nicht so gewaltig. Während man die Theorie bei Part 61 komplett mit preiswerten Homestudykursen absolvieren kann, muss sie beim Part 141 bei allen drei Modulen komplett an der Flugschule absolviert werden. Hinzu kommt, dass das PPL Modul nur selten ein Flugschüler mit den 35 gesetzlichen Mindeststunden schafft. In der Praxis werden Sie also für beide Varianten in etwa das Gleiche ausgeben.
Eine gute Variante ist daher auch eine Mischung aus Beidem. Wenn man den PPL nach Part 61 startet, kann man die komplette Theorie schon zu Hause am Computer machen. Danach macht man das IR-Modul nach Part 141. Part 141 verlangt nämlich, im Gegensatz zu Part 61 keine 50 Stunden Cross Country nach dem PPL, bevor man die IR-Prüfung ablegen kann.
Danach kann man dann je nach bis dahin gesammelter Flugerfahrung individuell entscheiden, ob sich für den CPL das Part 141-Modul oder die Part 61 Ausbildung besser rechnet.
Das Buch Fliegen in den USA beschäftigt sich auf rund 200 Seiten alleine mit dem Thema Ausbildung und den Feinheiten zu den Themen, die hier kurz angerissen wurden.
In der Praxis ist es schwer, das PPL- und das IR-Modul mit 35 Flugstunden abzuschliessen. Die meisten Flugschüler benötigen für diese beiden Module doch etwas mehr Stunden, so dass dann mit dem
120 Stunden CPL-Standardmodul die 190 Stunden Gesamtstunden leicht überschritten werden.
Im Jahr 2014 hat die Florida Aviation Career Training, Inc. von der FAA einen auf 81 Flugstunden reduzierten CPL Kurs nach FAR 141.55(d) genehmigt bekommen. D.h. man kann den CPL bereits mit 151 Stunden Gesamtflugerfahrung machen. Unter Berücksichtigung von etwas mehr PPL und IFR-Stunden wird man realistisch in der Größenordnung von ca. 170 Stunden liegen.
Bei einem reduzierten CPL-Kurs darf die Prüfung nicht durch unseren schuleigenen Examiner abgenommen werden sondern nur durch einen externen Prüfer.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Anforderungen an den "Reduced Time Course for CPL"
Anforderung Reduzierter CPL-Kurs nach FAR 141.55 (d) |
Kosten [USD] |
Praxis | |
30 Stunden solo C 152 *) | 2.970 |
31 Stunden mit Lehrer PA 28-161 | 6.541 |
20 Stunden mit Lehrer Complex ca. | 4.980 |
Theorie | |
38 Stunden Goundschool | 2.166 |
5 Stunden Briefing/Debriefing | 285 |
Prüfungen | |
knowledge test | 165 |
Practical Test | 800 |
Summe | 17.907 |
*) Bei Solo-Stunden, die im Rahmen eines Part 141-Kurses absolviert werden, darf kein zweiter Insasse im Flugzeug sitzen, d.h. der Flugschüler muss vollkommen auf sich alleine gestellt sein. Wer seine Stunden mit Begleitperson sammeln möchte, z.B. im Rahmen einer Tour durch die USA, ist auf eine Par 61 Ausbildung angewiesen.
Aufgrund der vielen Lehrerstunden ist man bei der Part 141-Ausbildung sehr flexibel, um individuelle Lerndefizite auszugleichen. Daher gibt es kaum Abweichungen zwischen den gesetzlichen und den realistischen Anforderungen, so dass in der folgenden Tabelle auf diese Spalte verzichtet werden konnte.
Anforderungen |
Kosten [USD] |
35 Stunden mit Lehrer C 152 | 6.020 |
10 Stunden mit Lehrer PA 28-161 | 2.110 |
10 Stunden mit Lehrer Complex ca. | 2.490 |
65 Stunden solo C 152 | 6.890 |
35 Stunden Theorie | 1.995 |
Lehrmaterial/ Karten ca. | 200 |
Theorieprüfung | 165 |
Praktische Prüfung | 800 |
SEVIS-Fee | 350 |
M1-Visum *) | 170 |
TSA-Check **) | 130 |
Summe | 21.320 |
Der FAA-Examiner muß sich vor der Prüfung davon überzeugen, dass Sie alle Voraussetzungen für die angestrebte Berechtigung erfüllen. Was anhand der Logbücher nicht nachgewiesen werden kann, muss nochmals neu geflogen bzw. geschult werden. Daher bringen Sie bitte nicht nur das aktuelle sondern auch ältere Logbücher mit. Es hat schon Fälle gegeben, in denen gestandene Airline-Kapitäne keine US-PPL-Prüfung abgenommen werden konnte, weil sie nicht nachweisen konnten, dass Sie jemals im Leben die für PPL-Piloten erforderliche Cross-Country Ausbildung erhalten haben.
Zu beachten ist, dass Europa keinen Nicht-Europäischen CPL anerkennt (jedenfalls nicht unter Voraussetzungen, die ein frisch ausgebildeter Pilot erfüllen könnte) und die Amerikaner wiederum
keinen europäischen CPL. Die soll sich erst in den nächsten Jahren im Rahmen eines bilateralen Vertragen zwischen Europa und USA ändern.
D.h. wer den europäischen CPL bzw. ATPL anstrebt, hört in den USA nach dem PPL/IR und dem Sammeln einiger Flugstunden auf und setzt seine Ausbildung an einer europäischen Flugschule fort. PPL und IR können relativ einfach umgeschrieben werden und man hat relativ preiswert wichtige Erfahrung im englischsprachigen Raum gesammelt. Wer will kann dann den amerikanischen CPL zur Bereicherung der fliegerischen Erfahrung erwerben oder um seine Ausbildung zwecks besserer Chancen auf dem Arbeitsmarkt internationaler auszurichten. Sobald man das Europäische Luftfahrtreich verlassen hat, ist man im Rest der Welt mit den amerikanischen Lizenzen erheblich besser aufgestellt. Dort wo auf der Welt Pilotenmangel herrscht, wie in den asiatischen oder arabischen Staaten, sitzen überwiegend amerikanische Piloten in den Cockpits und seltener Europäische.